Perspektiven

Es sieht echt nicht gut aus …

Wir leben derzeit in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts – exakt die Zeit, in der sich vor allem angesichts der zunehmenden militärischen und klimatischen Bedrohungen die Zukunft der Spezies „Mensch“ auf unserem Planeten entscheiden wird. Und ich bin da inzwischen Pessimist: Es sieht echt nicht gut aus; die Menschheit rottet sich selber aus, indem sie ihre Lebensgrundlagen zerstört. Was auf die Menschheit zukommen wird, ist bereits heute in ihren Anfängen sichtbar: Politische Instabilität, mehr Krieg und Zerstörung, Kampf um Ressourcen, Hunger, Migration, Energie-Probleme, steigende Erderwärmung, Extrem-Wetterlagen, Dürren, Waldbrände, Überschwemmungen, Wassermangel, Artensterben, Pandemien … Weit und breit keine wirklichen Lösungen in Sicht. Es sieht düster aus: Unser Planet ist am Limit. Die Welt, in der wir heute leben, ist alles andere als gesund – und der Verursacher ist der Mensch, der radikal in die Natur eingreift und das Gesicht der Erde nach seinen Vorstellungen verändert bzw. Veränderungen aktiv und passiv zulässt.

„Anthropozän“ pur …

Während zu Beginn unserer Zeitrechnung im Jahre 0 erst knapp 200 Millionen Menschen auf der Erde lebten, wuchs die Weltbevölkerung bis heute auf mehr als acht Milliarden Individuen an – und es werden jede Sekunde mehr. Der drastische Anstieg des CO2-Austoßes sowie die verheerenden Effekte anthropogener (menschlicher) Aktivitäten auf das globale Klima unseres Planeten haben das Erdsystem tiefgreifend verändert.

Der Chemie-Nobelpreisträger Paul Crutzen schlug daher 2002 zur Benennung einer neuen geochronologischen Epoche den Begriff „Anthropozän“ (Zeitalter des Menschen) vor, der das „Holozän“ (die seit fast zwölf Jahrtausenden andauernde Warmzeit mit relativ stabilen Umweltbedingungen) nun ablöst. Das planetare System und die Menschheit lassen sich nicht mehr getrennt voneinander denken – der Mensch ist zum geologischen Faktor geworden. Während im „Holozän“ die Natur allmächtig war, hat im „Anthropozän“ der Mensch den Einfluss auf die Erde übernommen: Seit der „Industriellen Revolution“ in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zerstört die menschliche Spezies (meist aus Profitgier) in atemberaubender Geschwindigkeit die fragilen Ökosysteme unseres Planeten – anfangs unwissend, heute sehenden Auges. Das Leben, das sich über Millionen von Jahren gesund entwickelt hat, wird in wenigen Jahrhunderten ruiniert – und auch die menschliche Zivilisation steht inzwischen auf dem „Spiel“.

Der Verteilungskampf um die massiv schwindenden planetaren Ressourcen hat längst begannen und wird immer brutaler. Vor allem die Autokraten des 21. Jahrhunderts sowie religiöser und ideologischer Fanatismus führen zunehmend zu militärischen Operationen – bei den im Hintergrund schlummernden Massenvernichtungswaffen ein gefährliches Unterfangen: Der „kalte Krieg“ wird heißer. Und wir laufen mehr und mehr Gefahr, die Demokratie zu verlieren, weil wir anscheinend bereit sind, sie aufzugeben.

Wir bräuchten ein Wunder …

Der Mensch als Individuum scheint nicht in der Lage zu sein, global zu denken – oft nicht einmal über den eigenen Gartenzaun hinaus. Zumindest in der westlichen Welt lebt „man“ weiter wie eh und je als gäbe es kein Morgen. Spaß, Konsum, Fußball, Shopping, Urlaub … Und in der Politik fehlen die Macht, der Mut und wohl auch der Wille, zumindest die Klima-Probleme ernsthaft in Angriff zu nehmen. Rücksichtnahme pur: Niemand will sich mit den industriellen Konzernen ernsthaft anlegen, niemand will den Wohlstand und die dazu nötigen Arbeitsplätze gefährden, niemand will bei der nächsten Wahl in der Versenkung verschwinden. Niemand ist bereit, die notwendigen wenn auch schmerzhaften Konsequenzen zu ziehen und durchzusetzen. Also jetzt (etwas eingeschränkte) „Brot und Spiele“ und nach uns dann die Sintflut. Sorry: Anders ist das Verhalten der meisten humanoiden Passagiere auf dem mit Getöse untergehenden Schiff namens Menschheit nicht zu erklären. Unser Planet wird überleben – das Leben auf ihm auch!?

Kurz: Was wir dringend bräuchten, wäre ein Wunder, ein großes Wunder – und selbst kleine Wunder sind selten in der heutigen Zeit.

Die eigene Nase …

Nun: Ich selbst nehme mich da in keinster Weise aus. Aufgrund meines fortgeschrittenen Alters werde ich den möglichen Untergang der derzeitigen menschlichen Zivilisation wohl nicht mehr miterleben – die „alten Herren“ der aktuellen Entscheidungsträger auf unserem Planeten übrigens auch nicht. Und ich gebe durchaus selbstkritisch zu: Es lässt sich trefflich meckern, wenn man wie ich als Rentner im reichen Westeuropa bei geregeltem Einkommen, anständig gefülltem Kühlschrank und einem guten Glas Bordeaux im eigenen Häuschen vor dem lodernden Kaminofen sitzt und mal eben darüber meditiert, wie schlecht die Welt doch ist. Wohlgemerkt: Dies gilt auch weitgehend für mich selbst.

Gruselige Parallelen …

Bei genauerem kritischen Hinsehen erinnert mich der Zustand unserer heutigen Gesellschaft an die Gesellschafts-Beschreibungen zurzeit der biblischen Erzählungen von Lot und Noah: „Sie aßen, tranken, heirateten, kauften, verkauften, pflanzten und bauten“ (vgl. Lukasevangelium Kapitel 17, Verse 26-29). Nichts Schlimmes – wenn von einer Gesellschaft allerdings nichts anderes zu sagen ist als Kulinarisches, Sex, Kommerz und dergleichen, dann ist das nun wirklich ein bisschen arg mager. Die Menschen lebten für sich selber, liebten sich selber, genügten sich selber – das war alles, darum drehte sich alles. Lediglich das eigene Wohlergehen stand im Mittelpunkt. Selbstverwirklichung pur; kein weitergehendes Interesse am Rest der Welt. – Beide in der Bibel so geschriebenen Gesellschaften fielen übrigens regionalen Katastrophen zum Opfer (vgl. Genesis 7, Verse 17-24 und Genesis 19, Verse 24f).

Hoffnung?

Ich möchte nun wirklich niemandem Unrecht tun, wenn ich meine Beobachtungen so negativ auf den Punkt bringe. Manche ganz „normalen“ Zeitgenossen vor allem der jungen Generation mögen da anders sein und sich über das eigene Wohl hinaus für andere, für die Welt und damit für ihre Zukunft interessieren und engagieren – und es werden wohl immer mehr. Aber reicht das? Nun: „Πάντα χωρεῖ καὶ οὐδὲν μένει.“ (Alles bewegt sich fort und nichts bleibt.) Die Hoffnung stirbt zuletzt …

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